Länderanalyse: Südafrika

Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung / GfK

Südafrika ist – als einziger afrikanischer Industriestaat – die größte Volkswirtschaft des Kontinents. Und wandelt sich bereits zu einer Dienstleistungsökonomie.

Rund dreißig Kilometer von der südafrikanischen Metropole Kapstadt entfernt kauert ein graues Industriegebäude an der Brandung des Atlantiks. Mitten auf einem weißen Sandstrand betreibt dort der staatliche Energieversorger Eskom seit 1984 das Atomkraftwerk Koeberg.[1] Die Anlage, deren zwei Druckwasser-Reaktoren insgesamt 1800 Megawatt Leistung erzeugen können, ist das einzige Atomkraftwerk auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Zwar wollen nach offiziellen Verlautbarungen auch Subsahara-Staaten wie Senegal, Uganda, Kenia oder Nigeria sowie die nordafrikanischen Länder Algerien, Tunesien, Marokko und Ägypten in die Atomenergie einsteigen. Doch allein Südafrika konnte seit mehr als 25 Jahren Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln. Die Regierung des Landes denkt inzwischen sogar darüber nach, im ganzen Land sechs weitere Reaktoren zu errichten.[2]

Südafrikas Technologie-Vorsprung ist beispielhaft für die Ausnahmeposition des Landes in Afrika: Es ist, dank eines Bruttoinlandsprodukts (BIP) von rund 420 Milliarden Euro, noch vor Nigeria und Ägypten die größte Volkswirtschaft des Kontinents. Südafrika ist nicht nur der einzige gut entwickelte afrikanische Industriestaat, sondern es wandelt sich bereits zu einer Dienstleistungsökonomie. In keinem anderen afrikanischen Flächenstaat haben produzierendes Gewerbe und Dienstleistung größeres Gewicht. Die südafrikanische Industrie steuert fast ein Drittel zum BIP bei und stellt ein Viertel aller Arbeitsplätze.[3] Noch größer ist der Anteil des Service-Sektors: Fast zwei Drittel des BIPs sowie fast 70 Prozent aller Jobs gehen auf sein Konto.

Auch wegen dieser Eckdaten ist Südafrika der einzige afrikanische G-20-Staat. Und gehört mittlerweile offiziell zur Gruppe der wichtigsten Schwellenländer, die bislang aus Brasilien, Russland, Indien und China bestand und ihren Namen für das neue Mitglied nun auf „BRICS“ erweitert hat. Der afrikanische Staat kann in Sachen Wirtschaftsleistung, Wachstumsrate und Bevölkerungszahl allerdings nicht einmal annähernd mit den anderen vier Ländern mithalten. Die Afrikaner wurden jedoch aus politisch-strategischen Gründen aufgenommen: Ihr Land gilt als Tor zu einem der letzten noch unerschlossenen Märkte der Welt – den Staaten des südlichen Afrikas mit 250 Millionen Einwohnern.

Dort stellt Südafrika tatsächlich ein Schwergewicht dar: Als größter Geldgeber der Entwicklungsgemeinschaft Southern African Development Community (SADC) ist es der wichtigste der 15 Mitgliedsstaaten. Das Land beherbergt den größten und am weitesten entwickelten Markt des südlichen Afrikas und ist allein für rund ein Viertel der Wirtschaftsleistung des gesamten Kontinents verantwortlich.

Südafrika verfügt über gut entwickelte Finanz-, Rechts- und Kommunikationssysteme, die überwiegend auf dem Niveau Europas sind. Sein Kapitalmarkt gehört zu den 20 größten der Welt. Und seine Wirtschaft steht dabei – anders als in vielen anderen Subsahara-Ländern, die sich vorrangig auf Rohstoffe verlassen – auf einer breiten Basis. Zwar gehört auch in Südafrika die Minenindustrie zu den größten Branchen. Das Land ist der weltgrößte Platinproduzent und exportiert zudem Diamanten, Kohle, Gold sowie andere Metalle. Doch der Anteil des Bergbausektors am BIP schrumpft. Inzwischen tragen als weitere wichtige Sektoren auch die Automobilbranche, die Textil- und die Lebensmittelindustrie sowie Banken, Telekommunikation und Tourismus entscheidend zur Volkswirtschaft bei.

Vergleichsweise solide Regierungsführung und kluge Finanzpolitik

Der wirtschaftliche Erfolg Südafrikas war nach dem Ende der Rassentrennung 1994 noch nicht abzusehen. Denn der erste schwarze Präsident, Nelson Mandela, erbte eine nicht wettbewerbsfähige Wirtschaft. Sie war jahrzehntelang von Sanktionen und Embargos gebremst worden, welche die internationale Gemeinschaft wegen der Apartheitspolitik verhängt hatte. Immerhin aber hatte der Apartheitsstaat eine gute Infrastruktur hinterlassen.

Bis heute nutzt die Regierung diese Infrastruktur zusammen mit – für Subsahara-Verhältnisse – solider Regierungsführung und kluger Finanzpolitik, um das Land wirtschaftlich voranzubringen. So steht Südafrika beim Ibrahim Index of African Governance, der die Qualität von Regierungsarbeit misst, auf dem fünften Platz von 53 afrikanischen Staaten.[4] Als besser gelten nur die Inselstaaten Mauritius, Kap Verde und die Seychellen sowie Botswana. Die südafrikanische Wirtschaftspolitik ist dem Index zufolge die beste des gesamten Kontinents. Allerdings hat die Qualität der Regierungsarbeit insgesamt zwischen 2006 und 2010 abgenommen.

Ein Grund dafür: Die südafrikanische Demokratie leidet darunter, dass der Regierungspartei African National Congress (ANC) fast keine ernst zu nehmende Opposition gegenübersteht. Denn seit dem Ende der Apartheid dominiert der ANC sämtliche Wahlen mit Stimmenanteilen von 60 bis 70 Prozent. Die Folge der unangefochtenen Herrschaft: Korruption und Vetternwirtschaft haben sich breit gemacht. So belegt das Land beim Corruption-Perceptions-Index von Transparency International einen der letzten Plätze in Afrika. Korruption und Klientelpolitik haben den Staatsapparat aufgebläht, Dirigismus und Bürokratisierung bremsen ausländische Direktinvestitionen. Zudem lähmt sich der ANC zunehmend selbst – zum einen durch innerparteiliche Machtkämpfe, zum anderen, weil immer wieder ranghohe Politiker in Strafverfahren verwickelt sind. Dabei bräuchte das Land eine tatkräftige Regierung, denn es hat mit drei großen Problemen zu kämpfen.

Das erste Problem Südafrikas ist die Aids/HIV-Pandemie. Rund 18 Prozent aller Landesbewohner zwischen 15 und 49 Jahren sind mit dem HI-Virus infiziert.[5] Das ist eine der höchsten Infektionsraten weltweit – nur übertroffen von Südafrikas Nachbarländern Botsuana, Swasiland und Lesotho, wo teilweise rund ein Viertel dieser Altersgruppe HIV-infiziert ist. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der entsprechende Wert bei 0,1 Prozent. Insgesamt leben in Südafrika fast sechs Millionen Menschen mit dem HI-Virus, darunter 330.000 Kinder – mehr Menschen als irgendwo sonst auf der Welt. Fast eine Million Kinder sind Aids-Waisen.

Wegen der hohen Infektionsraten beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung in Südafrika gerade mal rund 52 Jahre – das ist nicht nur extrem wenig für einen Industriestaat, sondern liegt sogar unter dem Durchschnitt der Länder Subsahara-Afrikas.[6] Die zahlreichen Aids-Toten sind ein Faktor dafür, dass die Bevölkerungszahl das Landes vergleichsweise stabil ist. Aber auch die Fertilitätsrate liegt mit etwas mehr als zwei Kindern pro Frau sehr niedrig für ein afrikanisches Land.[7] Immerhin lässt sich dies als positives Zeichen für den vergleichsweise hohen sozioökonomischen Entwicklungsstand werten.

Hohe Arbeitslosigkeit durch mangelhafte Bildung

Das zweite große Problem für die Zukunftsfähigkeit des Landes ist das sehr mangelhafte Bildungssystem. Zwar gibt die Regierung fast ein Fünftel ihres Budgets für den Bildungssektor aus.[8] Der Bevölkerungsanteil der Erwachsenen, die lesen und schreiben können, ist von 76 Prozent im Jahr 1980 auf 89 Prozent angestiegen.[9] Fast die Hälfte der südafrikanischen Bevölkerung hat eine Sekundarbildung, und 11 Prozent haben eine Hochschule besucht – jeweils einer der höchsten Werte Afrikas. Doch die Qualität der Bildung ist so schlecht, dass Unternehmen viele Abiturienten und Uniabsolventen als nicht geeignet ablehnen. Dabei sucht die Wirtschaft, die sich mitten im Wandel zur Produktion komplexerer Güter und zur Dienstleistungsökonomie befindet, händeringend nach ausreichend qualifizierten Arbeitern und Angestellten.

Eine Folge der schlechten Ausbildung ist darum – als drittes großes Problem für die Zukunft Südafrikas – eine eklatant hohe Arbeitslosigkeit. Offiziell ist mindestens ein Viertel der Bevölkerung arbeitslos. Rechnet man diejenigen Menschen dazu, die ihre Suche nach Arbeit aufgegeben haben, dürfte die Quote eher bei 40 Prozent liegen. Am schlimmsten trifft die Arbeitslosigkeit junge Schwarze: Im Alter von 15 bis 24 Jahren ist die Hälfte von ihnen ohne Arbeit.[10]

Zwar leiden trotz der hohen Arbeitslosigkeit nur 2,4 Prozent der Bevölkerung an extremer Armut und können sich etwa keine ausreichende Ernährung oder Unterkunft leisten. Doch noch immer wohnen große Teile der südafrikanischen Bevölkerung in einfachen Wellblechhütten, oftmals in Townships, die einst von dem Apartheitsregime als Siedlungen für schwarze, farbige oder indische Bevölkerung errichtet wurden. Südafrika ist Industriestaat und Entwicklungsland zugleich. Zum Ausgleich zwischen diesen Extremen leistet sich das Land ein breit angelegtes Wohlfahrtssystem inklusive Kindergeld. Insgesamt gibt es drei Mal so viele Empfänger von staatlichen Leistungen wie Steuerzahler.[11] Das treibt – zusammen mit Gehältern der öffentlichen Hand, die aus politischen Gründen weit über denen der Privatwirtschaft liegen – die Staatsverschuldung in die Höhe.

Und an der Misere wird sich so schnell nichts ändern, denn die Arbeitslosenrate verharrt auf hohem Niveau: Selbst in Boomjahren hat sie sich nicht verändert, da das Wirtschaftswachstum vor allem in Bereichen stattfindet, in denen hochqualifizierte Arbeitskräfte gefragt sind und effizient produziert wird. Für ein Schwellenland sind die Arbeitskosten hoch – aufgrund wachsender Überregulierung und erkämpft von einflussreichen Gewerkschaften. Auch darum kommt der Arbeitsmarkt nicht in Schwung. Um die Arbeitslosigkeit nachhaltig zu senken, bräuchte Südafrika OECD-Schätzungen zufolge eigentlich ein jahrzehntelanges Wirtschaftswachstum von jährlich sechs bis sieben Prozent.[12] Doch zwischen 2005 und 2010 wuchs das BIP nur mittelmäßig, nämlich im Schnitt um 4,2 Prozent – weit weniger als in den meisten anderen aufstrebenden Schwellenländern.

Kriminalität bremst Investitionen

Auch wegen der sozialen Verwerfungen und der Perspektivlosigkeit vieler junger Menschen gehört Südafrika zu den Ländern mit den höchsten Verbrechensraten der Welt. Vor allem bei Mord und Vergewaltigungen steht es an der Spitze. So werden Schätzungen zufolge 40 Prozent aller südafrikanischen Frauen einmal in ihrem Leben vergewaltigt.[13] Im Leben einer Südafrikanerin gibt es damit eine höhere Wahrscheinlichkeit, vergewaltigt zu werden, als eine abgeschlossene Sekundarbildung zu erlangen.

Die weit verbreitete Gewaltkriminalität bremst Investitionen, treibt Produktionskosten in die Höhe – und behindert damit just das Wirtschaftswachstum, das helfen könnte, ihre Ursachen zu bekämpfen. Die südafrikanische Mittelklasse mauert sich entweder in Gated Communities, in eigenen, gut gesicherten Wohnvierteln ein ­oder wandert aus. Vor allem weiße Südafrikaner, die rund ein Zehntel der Bevölkerung stellen und meist überdurchschnittlich wohlhabend und gut ausgebildet sind, verlassen das Land. So sind zwischen 1996 und 2010 nach offiziellen Angaben 440.000 von ihnen ausgewandert.[14] In der Realität dürfte die Zahl noch weit höher liegen.

Zugleich ist Südafrika zum Ziel von Wirtschaftsflüchtlingen aus den zahlreichen armen Staaten Afrikas geworden. Schätzungen zufolge beherbergt es mehrere Millionen illegale Zuwanderer, vor allem aus dem benachbarten Simbabwe, aber auch aus Ländern wie Mosambik, Malawi oder Somalia. Darunter sind auch viele gut ausgebildete Menschen auf der Suche nach Arbeit. Das sorgt im Land für soziale Spannungen, die 2008 in vielen Schwarzen-Vororten in Ausschreitungen gegen dunkelhäutige Einwanderer aus anderen afrikanischen Ländern gipfelten.

Faire Wahlen, freie Presse

Südafrika zieht Flüchtlinge aus anderen Subsahara-Staaten nicht nur deshalb an, weil es wirtschaftliche Chancen bietet. Sondern auch, weil es zu den politisch stabilsten Ländern des Kontinents gehört. Seit dem Machtwechsel 1994 hat es bereits mehrere faire und friedliche Wahlen abgehalten. Das Land verfügt über ein einflussreiches Verfassungsgericht, eine vergleichsweise freie Presse und eine aktive Zivilgesellschaft. Das US-Institut Freedom House bewertet Südafrika bei politischen Rechten und bürgerlichen Freiheiten auf einer Skala von 1 („frei“) bis 7 („unfrei“) denn auch jeweils mit 2.[15]

Ethnisch ist Südafrika dabei äußerst gemischt und beherbergt die größten europäischstämmigen und indischen Gemeinden des afrikanischen Kontinents. Nur 80 Prozent der Bevölkerung klassifizieren sich überhaupt als schwarz.

Das Umverteilungsprogramm Broad-Based Black Economic Empowerment (B-BBEE), soll den dunkelhäutigen Südafrikanern durch Quoten mehr Wohlstand bescheren und Einfluss einräumen. Auf diesem Weg sind in Südafrika inzwischen eine sehr wohlhabende schwarze Oberschicht sowie eine konsumfreudige dunkelhäutige Mittelschicht entstanden. Das Programm hat allerdings auch die Korruption weiter befördert und viele unzureichend qualifizierte Personen in hohe Positionen gebracht.[16] Der Ökonom Moeletsi Mbeki, jüngerer Bruder des Expräsidenten Thabo Mbeki, fordert denn auch, es möglichst schnell zu beenden.

Immerhin leisten sich die Südafrikaner nach den Bewohnern von Mauritius die höchsten Haushaltskonsumausgaben pro Kopf in ganz Afrika. Branchen wie Telekommunikation, moderner Einzelhandel oder der Banksektor sind in Südafrika weiter entwickelt als in allen anderen afrikanischen Ländern. So erreicht der Einzelhandel mehr als zwei Drittel aller Südafrikaner – im Durchschnitt haben in Transitionsländern gerade mal 38 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Boutiquen, Malls oder Supermärkten.[17] Allerdings legt die Bevölkerung – auch aufgrund der langen Geschichte politischer Instabilität – nur geringe Ersparnisse an.

Da neben der Mittel- und Oberschicht zugleich große Bevölkerungsanteile unter Arbeitslosigkeit und Armut leiden, gehört Südafrika laut Gini-Index der Weltbank zu denjenigen Staaten weltweit, in denen das Einkommen am ungleichmäßigsten verteilt ist.[18] Und auch zwischen den Hautfarben bestehen – aller Umverteilung zum Trotz – weiter große Unterschiede. So verdienen Schwarze im Schnitt nur 13 Prozent der Einkommen, die Weiße erhalten.[19]

Diese Spannungen halten Südafrika jedoch nicht davon ab, beim Ease-of-Doing-Business-Index der Weltbank einen der vorderen Plätze zu belegen: Nach dem Inselstaat Mauritius ist es der beste afrikanische Standort für Unternehmer. Unter anderem bekommen sie in dem Land leichter Baugenehmigungen und zahlen weniger Steuern als durchschnittlich in den OECD-Ländern. Südafrika lockt Unternehmen mit einer Infrastruktur, für deren Erhalt der Staat in den kommenden Jahren große Investitionsprogramme auflegen will. Schon zur Fußball-WM 2010, der ersten in Afrika, hatte das Land umgerechnet 86 Milliarden Euro in den Ausbau von Straßen oder Flughäfen sowie in den ersten afrikanischen Schnellzug gesteckt. Der Gautrain verbindet nun die Städte Johannesburg und Pretoria mit dem OR Tambo International Airport.

Zumindest in Großstädten, bei überregionalen Verbindungen sowie in ökonomisch wichtigen Landesteilen entspricht die Infrastruktur den Standards von Industriestaaten. So sind Südafrikas Straßen- und Schienennetze, größtenteils Erbstücke aus der Apartheidszeit, die besten in ganz Afrika. Die örtlichen Telefon- und Handynetze sowie Internetanbindungen gehören zu den verlässlichsten des Kontinents. Lediglich bei der Stromversorgung sowie anderen Versorgungsangeboten, die ausschließlich von einem der zahlreichen Staatskonzerne bezogen werden können, müssen Nutzer Abstriche machen. Hier steht Südafrika teilweise schlechter da als der Durchschnitt der Subsahara-Länder.

Geschäftszentrum und Drehscheibe

Die gute Infrastruktur lockt – in Verbindung mit der stabilen politischen Lage sowie der reizvollen Landschaft – zahlreiche Besucher aus dem Ausland an: Mehr als acht Millionen Touristen pro Jahr besuchen das Land.[20] Kein Wunder, schließlich bietet es auf vergleichsweise engem Raum die unterschiedlichsten Klimazonen, von der subtropischen Küste des Indischen Ozeans bis zur Karoo-Halbwüste im Landesinneren. Die entspannte Fünf-Millionen-Stadt Kapstadt mit ihrem mediterranen Klima ist die beliebteste Touristendestination ganz Afrikas. Ringsum erstreckt sich eine Weinregion, die Südafrika in die Liga der zehn größten Weinproduzenten der Welt gebracht hat.

Zwar tagt in Kapstadt das südafrikanische Parlament. Regierungssitz ist jedoch das zentral gelegene Pretoria, das mit dem nur rund 50 Kilometer entfernten Johannesburg eine Quasi-Doppelstadt bildet. Die Elf-Millionen-Metropole Johannesburg mit ihren zahlreichen Wolkenkratzern sowie die gesamte umliegende Provinz Gauteng sind das Geschäfts- und Wirtschaftszentrum des Landes. So findet sich hier die größte der mehr als 20 Börsen Afrikas: Die Johannesburg Stock Exchange erwirtschaftet ein Vielfaches der Umsätze aller anderen afrikanischen Handelsplätze zusammen.

In der angrenzenden Geschäftsstadt Midrand haben sich einheimische Computerfirmen sowie die Ableger zahlreicher internationaler Konzerne wie Canon, Siemens oder Sony niedergelassen. Auch BMW und Audi produzieren hier. Die beiden süddeutschen Autokonzerne sind nicht allein: Volkswagen montiert Autos bei Port Elizabeth in der Ostkap-Provinz. Auch Ford und General Motors sowie zahlreiche Zulieferer lassen in der Stadt mit offiziell einer Million, inoffiziell rund sieben Millionen Einwohnern fertigen. Sie ist das Zentrum der südafrikanischen Automobilindustrie.

Insgesamt hat sich Südafrika zu einer weltweiten Drehscheibe für die Automobilindustrie entwickelt. Die Branche ist einer der größten Arbeitgeber des Landes und trug 2008 rund acht Prozent zum BIP bei.[21] Auch für sie hat Port Elizabeth vor kurzem einen neuen Tiefwasserhafen für sehr große Frachtschiffe fertiggestellt. Die Autohersteller nutzen die strategisch günstige Lage des Landes am Südzipfel des afrikanischen Kontinents: Von hier aus können sie nicht nur die Märkte in Subsahara-Afrika erschließen – sondern per Schiff auch leicht Asien und Australien sowie Nord- und Südamerika erreichen. Südafrika fungiert damit als Drehscheibe für fast die gesamte Welt.


[1] Eskom (2012): Koeberg Power Station, www.eskom.co.za/c/74/koeberg-nuclear-power-station, abgerufen am 20.04.2012.

[2] Faull, Lionel: South Africa’s nightmare nuclear bill. In: Mail & Guardian, 23.03.2012. mg.co.za/article/2012-03-16-nukeonomics-101/

[3] Weltbank (2012): World Development Indicators & Global Development Finance.

[4] Mo Ibrahim Foundation (2011): South Africa. www.moibrahimfoundation.org/en/media/get/20110929_45-Country-country-template.pdf. Abgerufen am 20.04.2012.

[5] Weltbank (2012): Prevalence of HIV. data.worldbank.org/indicator/SH.DYN.AIDS.ZS. Abgerufen am 20.04.2012.

[6] Weltbank (2012): World Development Indicators & Global Development Finance.

[7] Weltbank (2012): World Development Indicators & Global Development Finance.

[8] Weltbank (2012): World Development Indicators & Global Development Finance.

[9] Weltbank (2012): World Development Indicators & Global Development Finance.

[10] OECD (2010): OECD Economic Surveys – South Africa. Volume 2010/11.

[11] OECD (2010): OECD Economic Surveys – South Africa. Volume 2010/11.

[12] OECD (2010): OECD Economic Surveys – South Africa, Volume 2010/11.

[13] Middleton, Lee: ‚Corrective Rape‘: Fighting a South African Scourge. In: Time, 08.03.2011. www.time.com/time/world/article/0,8599,2057744,00.html. Abgerufen am 20.04.2012.

[14] Statistics South Africa (2010): Mid-year population estimates. www.statssa.gov.za/publications/P0302/P03022010.pdf

[15] Freedom House (2011): Freedom in the World 2011 – South Africa. expression.freedomhouse.org/reports/freedom_in_the_world/2011/south-africa. Abgerufen am 20.04.2012.

[16] Naidoo, Prakash, Radebe,. Sibonelo: Affirmative Action – A Long Way To Go. In: Financial Mail, 4. April 2008. secure.financialmail.co.za/08/0404/cover/coverstory.htm. Abgerufen am 20.04.2012.

[17] McKinsey & Company (2010): Lions on the move: The progress and potential of African Economies.

[18] Weltbank (2012): GINI Index. data.worldbank.org/indicator/SI.POV.GINI. Abgerufen am 20.04.2012.

[19] Leibbrandt, M., und andere (2010): Trends in South African Income Distribution and Poverty since the Fall of

Apartheid. OECD Social, Employment and Migration Working Papers, No. 101, OECD Publishing. dx.doi.org/10.1787/5kmms0t7p1ms-en

[20] OECD (2010): OECD Economic Surveys – South Africa, Volume 2010/11.

[21] Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft (o.J.): Marktchancen in Afrika 2011/12 – Potenzial für den deutschen Mittelstand.